Meine "Happy Places" entlang der Amalfiküste
Die A M A L F I K Ü S T E
Wir haben den Besuch von Neapel mit einem kleinen Roadtrip verbunden:
Neapel - Vesuv -Pompeji - Sorrent - Capri - Positano - Amalfi. Wobei ich sagen
muss, dass maximal 3 verschiedene Unterkünfte auch gereicht hätten. Das gesamte Areal erstreckt
sich ca. über 100km, lässt sich aber nur sehr langsam befahren. Das Beste
Verkehrsmittel scheint übrigens das Schiff zu sein. Am allerbesten das eigene...
Laut Dumont Reiseführer ist die Küstenstraße 40km lang und erstreckt
sich zwischen Positano und Vietri sul Mare. Laut Wikipedia ist sie 50km lang
und beginnt schon hinter Sorrent. Wie auch immer, unter normalen
Fahrbedingungen bräuchte man höchstens 40min. um eine Strecke von 40km zu
fahren. Aber an der Amalfiküste ist es eher normal, dass man an jeder Kehre und
Stadteinfahrt mindestens 10min. steht. Für einen Fahrer, der eine solch schmale
Straße nicht gewohnt ist und in einem Mietwagen fährt, kann das durchaus
aufregend sein. Es empfiehlt sich Mietwagen voll zu versichern oder auf das
selbstständige Fahren zu verzichten, das schont die Nerven.
Noch aufregender als tagsüber die Amalfitana (so nennen sie die
Italiener) zu fahren, ist dies nachts zu tun! Stockdunkel war es als wir uns
nach Nerano bzw. zur Marina del Cantone aufgemacht haben. Ich sag es mal so,
dieser Abstecher hat sich für uns nicht gelohnt. Für Taucher soll es das Paradies
sein, ergo die Marina lohnt sich nur unter Wasser, oben rum gibt's nix zu
sehen. Auf dem Weg dorthin sind wir allerdings noch bei Lo Stuzzichino
eingekehrt. Das ist eine Osteria bei S. Agate. Super lecker! Hier lohnt es sich
zu reservieren!
Aber nun zu meinen Happy Places entlang der Amalfiküste:
Dieser magische Ort wird mir für immer in bleibender Erinnerung
bleiben. Vielleicht wird es nie mehr so sein, nachdem ich das hier verraten
habe, aber es ist ein echter Tipp von mir an euch. (S. auch Story) Steigt man
in Praiano die ersten paar Stufen Richtung Strand hinab, kommt man am CaféMirante auf einer kleinen Terrasse vorbei. Es gibt leckere Cocktails, chillige
Musik und diesen Blick. Nach kürzester Zeit war ich in einem absoluten
Entspannungszustand. Die Sonne genießt man bis zum letzten Moment, während
Positano (im Bild rechts) bereits im Dunklen liegt! Traumhaft!
Der kleine Ort Atrani liegt direkt hinter Amalfi und ist auch wirklich
lohnenswert. Es hat einen (im Vergleich zu den anderen "Stränden" der
Amalfitana) einen richtigen schönen Kiessstrand mit klaren, kaltem tiefen
Wasser, der insbesondere im Sommer zu einem erfrischenden Bad einlädt!
Mein Mann möchte immer so gern mit Ausblick essen und genießen. Das
Problem ist, dass die üblichen verdächtigen Restaurants meist zwar ein schönes
Fleckchen besetzen, kulinarisch aber zu wünschen übrig lassen. In Atrani war
mir ein Restaurant aufgefallen, welches im Erdgeschoss ohne Außenterrasse dar lag,
aber von drinnen ein emsiges Treiben zu hören war. Es waren außer uns nur
Italiener dort. Es gab ein wunderbares 3-Gänge-Menü für 22€p.P. Zuerst gab es
Tagliatelle mit Thunfisch, dann einen gebratenden Fisch mit einer hauchzarten
Kartoffelkruste und zum Nachtisch Tiramisu. Ein Gedicht... und es steht im
Michelin Guide: Ristorante A Paranza!
Der Ort Ravello liegt oberhalb von Amalfi in den Bergen und man hat
eine vortreffliche Aussicht über die Küste. Besonders schön ist dieser von der
Villa Cimbrone aus, die man erst nach ein wenig Fußmarsch erreicht.
Ursprünglich ein Landgut, beherbergt sie nun ein edles Hotel und Restaurant.
Für 7€ darf man aber in den 6ha großen Park und die Aussicht von der Terazzo
del Infinito (Terrasse der Unendlichkeit) genießen.
Dieser Blick oder besser Bildkomposition haben wir doch irgendwie alle
im Kopf in Gedanken an Italien, oder?
Warum sich im 19. Jahrhundert so viele Philosophen, Gelehrte oder
Poeten auf die "Grand Tour" in Europa machten und genau auch hier in
Ravello verweilten, liegt eindeutig auf der Hand, oder?
Es muss atemberaubend sein, ein Konzert in Ravello in der Villa Rufolo
mit diesem Ausblick zu genießen. Alle waren sie schon da und haben gespielt.
Nicht nur Wagners Klassik, sondern auch Bob Marley war da. Es gibt einen
wunderbaren Film über die Historie des Musikfestivals im inneren der Villa und
dieser hat mich sehr ergriffen. Mein Mann und ich hatten richtig Gänsehaut.
Leider hatten wir es im Vorfeld vergessen uns Karten für ein Konzert zu
besorgen. War jemand von euch schon mal da? Derzeit läuft das Festival noch bis Ende August!
Die Villa und ihr atemberaubender Garten sollte man sich unbedingt
einmal angeschaut haben. Während ich die Villa von innen wieder weniger
spannend fand, ist der Garten umso betörender, vor allem weil überall aus
Lautsprechern Musik ertönt! Es ist himmlisch.
Eines Abends haben wir am Nachbartisch von Rino Mele gesessen, einem
Philosophen der Universität in Salerno. Er hatte seine Freundin und Malerin
Barbara Cassin dabei. Weil er und ich ein kleines Notizbuch dabei hatten, kamen
wir ins Gespräch. Spannende Menschen. Zum Schluss haben wir noch von Barbara
eine Skizze auf unsere Papiertischdecke bekommen. Es war ein sehr interessanter
Abend.
Positano ist DER Star an der Amalfitana, the place to be, bucket list
hotspot und nicht zu vergessen: ein beeindruckendes kleines vertikales Fischerdorf,
dass sich mit seinen Häusern quasi über die Felsschlucht ergießt. Gefühlt 80%
der amerikanischen Bevölkerung waren schon da und besetzen es von Mai bis
Oktober. Da bilden sich Menschentrauben junger Leute im Wasser und Strand. Auf
einem Boot stehend mit Champusflasche in der Hand werden rich Kids angeschippert
um sich dem Treiben anzuschließen. Alles ist auf den zahlenden (amerikanischen)
Touristen angepasst, Blogger knipsen ihre Outfits an jeder Ecke. Die Romantik
dieses Örtchen ist leider dahin, oder vielleicht bin ich auch nur zu
sensibel... Wer war schon dort? Wie fandest du es?
Aber eins muss ich sagen, Positano ist sehr fotogen, wenn die Sonne
scheint. Außerdem gibt es für die Modeblogger hier durchaus eine
Daseinsberechtigung. 1959 soll von hier aus der Bikini die Welt erobert haben.
Leinenmode und Häkelspitze wird als Handwerk in der gesamten Region seit
Jahrhunderten gepflegt. Es gibt sehr viele kleine individuelle Geschäfte, die
ich so liebe und an denen ich mal wieder nicht ohne mich umzuschauen
rumgekommen bin. Sommerkleidung kaufe ich am liebsten im Urlaub. Habt ihr auch
im Urlaub Lust zu shoppen?
Uns war es in den Gassen und auf den Terrassen der Restaurants zu
wuselig. Überall saßen vom Baden nasse Teenager und tropften sich in
quietschenden Flipflops ihren Weg zur Pizza. Da dachten wir uns wenn doch eh
alle nass sind, dann können wir auch gleich am Strand essen. Es gab eine
Pizzeria, die über einen Bestellautomaten Pizza to go herstellte, die Pizza
aber aus einem Steinofen kam. Unser Picknick am Strand haben wir jedenfalls sehr genossen.
Den Hauptstrand von Positano empfand ich nicht sehr einladend zum Baden. Viele Boote auf dem Kieselstrand und im Wasser und dann diese Horden von Menschen... Es gibt südlich von Positano zwei weitere Buchten. Er heißt einfach Positano Smaller Beach bei Google Maps. Auf einem
Schild Stand auch il Fornillo. Es ist ein herrlich kleiner Strand westlich vom
Hauptstrand in Positano. Es gibt auch eine kleine Bar. Nur die vielen Stufen
hinunter und wieder hoch sind nicht niedlich.
In Vietri sul Mare war unsere letzte Station. Dieser Ort ist zwar
nicht zwingend sehenswert, aber dennoch habe ich eine ausgezeichnete Erinnerung
daran. Warum? Nach einem enttäuschend lieblosen und teuren Hotel zuvor, hatten
wir uns in ein B&B eingemietet. Die Vermieterin Monika musste uns lotsen.
Als wir am Haus ankamen dachte ich noch, herrjemine wie heruntergekommen alles
aussah. Das Erdgeschoss war definitiv nicht bewohnbar. Aber kaum waren wir
drinnen, erkannten wir die wahnsinnig gepflegte und moderne Innenausstattung.
Alles war so sauber, technisch hochmodern und dennoch liebevoll gestaltet. Den
Tag haben wir auf der traumhaften Terrasse mit Aussicht verbracht. Morgens
haben wir auch dort gefrühstückt, ein Stück Eden, definitiv. Name: La Soffita Sul Mare Bed and Breakfast.
Was hat die Küste sonst so zu bieten?
Amalfi ist auf der Küstenstraße wirklich ein Nadelöhr. Parkplätze sind
auch Mangelware. Alle Städtchen an der Küste sind aber tatsächlich so klein, dass man sie
bequem zu Fuß erkunden kann, es sei denn man ist fusslahm, dann könnten die Steigungen
und Treppen anstrengend werden. Amalfi ist die älteste Seerepublik. Aus dieser
Zeit z.B. stammt auch der erste Seefahrerkodex, die Tabula Amalphitana. Also
Ahoi!
Im Altstadtlabyrinth von Amalfi gibt es in der Via delle Cartiere eine
Papierfabrik nach der anderen. Am Ende befindet sich das Museo della Carta in
einer alten Papiermühle, die steinalt ist aber noch immer Papier produziert.
Eintritt 3,50€. Für Papierfans wie mich, ein Muss. Ein berühmter Kunde ist
übrigens der Papst.
In Amalfi sollte man sich unbedingt die Kathedrale des Erzbistums
Amalfi-Cava de’ Tirreni anschauen. Eine orientalisch anmutender Ort der Stille
und des Gebetes. Der Dom besteht aus dem Paradieskreuzgang, der
Kruzifixbasilika mit dem Diözesanmuseum (Museo Diocesano di Amalfi), der
Krypta und der eigentlichen Kathedrale.
Mit den Linienbooten kann man hervorragend bequem von einem Ort zu
anderen kutschiert werden. Man kann sogar von Positano nach Capri reisen und
locker einen Tag dort verbringen. Hat auch so ein Broker aus NY mit seiner
stummen Perle gemacht. Hat er uns erzählt als wir auf Capri auf dem Bus
warteten. Er hat auch erzählt, dass er auch schon mehrfach in Deutschland war.
Besonders die Flughäfen hätten es ihm angetan. Als erstes ginge er zur
Toilette. Alles sei so sauber (Er war im München, da kann man tatsächlich vom
Boden essen.) und das Beste sei: er müsse nie auf sein Gepäck warten, das Gepäck
warte immer schon auf ihn (weil er so lange auf dem Klo war, nehme ich an.) Ich liebe
solche Gespräche! Ihr auch?
And how was the weather? An der Amalfitana waren wir letztes Jahr auch
im September und es war zwar noch schön warm, aber jeden Nachmittag kamen
Wolken über die Berge hinübergezogen und brachten ein Gewitterchen mit oder nur
Regen. Ich fand das geringfügig nervig.
Not so happy places:
Dieser Blick hatte uns bei der Buchung des Zimmers überzeugt. Die
Villa Pandora liegt direkt an der Küstenstraße hinter Amalfi. Bis auf den Blick
hinaus und den Pool auf dem Dach, ist das Hotel aber eher lieblos und zu teuer.
Wir wollten es eigentlich vermeiden in den Ballungsräumen wie Positano oder
Amalfi zu wohnen und hatten uns extra für Hotels außerhalb entschieden. Aber
aktuelle Hype um Positano ließ die Preise aber scheinbar überall in die Höhe schnellen. Ein
weiteres Problem ist das Parken. Es ist oft nicht inklusive und der
unterirdisch geringe Platz für Autos an der Amalfitana muss teuer bezahlt
werden. Daher, ich wiederhole mich gern: nehmt die Linienboote von Ort zu Ort
und macht kein Unterkunft-Hopping. Lohnt nicht.
Auf dem Weg nach Amalfi sind wir an der Grotta Smeralda
vorbeigekommen. Man fährt mit dem Fahrstuhl nach unten um für 5€ auf einem
klitzekleinen Grottensee herumgondoliert zu werden. Zu sehen gibt es eine unter
Wasser Krippe mit Jesuskind. Herrje, das ist vielleicht gruselig. Da müsste ich
jetzt nicht nochmal hin.
Am letzten Abend vor der Abreise haben wir zum Essen (leider) nur ein
5*Hotel-Restaurant gefunden. Es war klimatisiert und irgendwie nicht
authentisch auch wenn das Essen eigentlich ok war. Während wir auf unseren
Tisch mit einem Apero warteten, bemerkten wir Gäste von einer parallel dort
stattfindenden Hochzeit. Als wir hörten wie die Ankunft von "grande
Mario" (so wurde er gerufen) gefeiert wurde, witzelten wir uns zu, dass es
sich wohl um eine Mafiosi-Hochzeit handeln müsse. Den ganzen Abend hatten wir
die Melodie vom Paten im Kopf.
Kürzlich traf ich meine italienische Freundin, die bei Venedig wohnt.
Ich erzählte ihr von unserer Phantasie. Doch sie bestätigte uns, es war
definitiv eine Mafiosi-Hochzeit.
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